Heuchling,
aus der Geschichte eines alten Ortes
ln einem um 1275 angefertigten Güterverzeichnis der bayerischen Herzöge wird Heuchling im Zusammenhang mit Lauf erstmals erwähnt. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ort weit älter ist als die Stadt Lauf selbst. Der Ortsname, der auf einen frühen Siedler oder Besitzernamen "Huchilo" hinweist, verrät mit seiner Endsilbe ing eine sehr frühe Gründung vor der Jahrtausendwende. "Huchilingun", das heutige Heuchling bei Lauf - nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort bei Pommelsbrunn- dürfte somit die älteste Ansiedlung im heutigen Stadtgebiet sein.
Im Laufe des Mittelalters entstand aus dem ursprünglichen Einzelhof ein stattliches Dorf mit mehr als 30 Bauerngütern. Die Wegverbindung von Lauf nach dem alten Pfarrsitz Neunkirchen am Sand bildete die Entwicklungsachse der Siedlung, aber auch die nahe Böhmische Handelsstraße war für Heuchling von Bedeutung.
Eine Vielzahl von Grundherren waren im Besitz der Heuchlinger Anwesen, darunter vor allem Nürnberger Stiftungen und Patrizier wie das Heilig-GeistSpital, die Tucher, Behaim, Pfinzing und Scheurl. Aber auch die Herrschaft Rothenberg und das Lauter Spital verfügten über Besitzungen im Ort. Mit dem bayerischen Amt Lauf kam Heuchling 1504/05 zum Territorium der Reichsstadt Nürnberg. Dem reichsstädtischen Pflegamt Lauf stand auch die Gemeindeherrschaft in Heuchling zu, die Aufsicht über das gemeindliche Rechnungswesen, den Dorfhirten, und die Wahrung der Gemeindeordnung.
Im 16. Jahrhundert entstand in Heuchling ein Herrensitz, der sich u.a. im Besitz der Patrizierfamilien Geuder von Heroldsberg, Pfinzing von Henfenfeld und Scheurl von Defersdorf befanden. ln dem 1966 von der Gemeinde Heuchling angenommen Gemeindewappen hat man auf die Familienwappen der Geuder und Scheurl Bezug genommen. Das noch heute erhaltene Schlösschen, der bedeutendste Bau am Ort, hat im Laufe der Jahrhunderte manche Veränderung erfahren.
Die auf der nahen Handelsstraße in kriegerischen Zeiten anrückenden Truppen spielten dem Ort und seinem Schloss mehrfach übel mit, vor allem im Schmalkaldischen Krieg 1547 - 2. Markgrafenkrieg 1552/53, im Dreißigjährigen Krieg 1621 und beim Durchzug französischer Revolutionstruppen 1796.
Kirchlich war Heuchling ursprünglich nach der nahen Urpfarrei Neunkirchen am Sand orientiert. Die Feier der örtlichen Kirchweih im August nimmt noch heute auf den Kirchweihtermin der Pfarrkirche Neunkirchen Bezug. Als im 17. Jahrhundert die Gegenreformation in der Herrschaft Rothenberg Einzug hielt, wandten sich die Heuchlinger als Untertanen der evangelischen Reichstadt Nürnberg jedoch von ihrer Mutterpfarrei ab und schlossen sich der Laufer Gemeinde an, damit wurde Lauf auch Schul- und Begräbnisort für Heuchling.
Mit dem Ende des alten Reiches und der reichssädtischen Eigenständigkeit Nürnbergs veränderten sich ab 1806 auch die Verwaltungs- strukturen in Heuchling.
1818 wird der Ort unmittelbare Landgemeinde im königlichen Landgerichtsbezirk Lauf. Damals war Heuchling noch ein rein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit 40
Häusern und 201 Einwohnern. Die Nähe der aufstrebenden Industriestadt Lauf und der Bau der Eisenbahnlinie leiteten allerdings in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts einen Wandel ein, der sich nach dem Ersten Weltkrieg durch Industrieansiedlung in der Nachbarschaft zu Neunkirchen und durch den Autobahnbau noch
verstärkte. So zählte Heuchling 1939 schon 672 Einwohner und war in seiner Besiedlung näher an Lauf herangerückt. Im Jahre 1938 war bereits die Eingemeindung in
die Nachbarschaft geplant, der Weltkrieg unterband jedoch dieses Vorhaben.
Durch die Aufnahme vieler Vertriebener vor allem aus dem Sudetenland und die Ausweisung neuer Wohngebiete stieg die Einwohnerzahl Heuchlings 1961 bereits auf
1.460. Eine Reihe neuer Gemeinschaftseinrichtungen musste geschaffen werden, z.B. das Rathaus 1951, eine eigene Schule 1955 mit Neubau 1975, ein Friedhof 1958,
der bereits 1964/65 erweitert werden musste.
Im Jahre 1975 erinnerte sich Heuchling bei der 700-Jahr-Feier seiner langen und wechselhaften Geschichte, in der drei Jahre später dann ein neuer Abschnitt begann: Am 01.05.1978 schloss sich die Gemeinde mit damals 2.337 Einwohnern der Stadt Lauf an, die Reihe der Eingemeindungen im Rahmen der Kommunalen Gebietsreform fand damit im Laufer Raum ihren Abschluss. Trotz der engen baulichen Verbindung mit Lauf hat sich Heuchling nach wie vor seinen eigenen Charakter bewahrt, das findet bei der traditionellen Kirchweih ebenso Ausdruck wie im Leben der örtlichen Vereinen oder in der Grund und Teilhauptschule.
Text: Ewald Glückert